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aufgezeichnet von Hans-Werner Fabarius, mit Beiträgen von Dieter Wurdak und Ergänzungen von Godwin T. Petermann

Das Buch ist in 26 Kapitel aufgeteilt und enthält ein umfangreiches Personenregister..

1. Idyllisches Landhaus und Lokalgeschichte

Im Jahr 1945, der Krieg war gerade zu Ende und ich Postlehrling an meinem neuen Wohnort Berlin-Marienfelde. Als Begleiter einer Briefzustellerin kam ich zu dem damals noch parkartigen Grundstück Parallel- Ecke Emilienstraße.

2. Gedenken an Bruno Möhring in Marienfelde und an der Mosel

Durch das Hobby als Marienfelder Heimatforscher wurde mein Interesse an Bruno Möhrings Leben und Schaffen mehr und mehr geweckt. Etwas Sachkunde wurde erfor­derlich und regte mich zu weiteren Nachforschungen an. Der Frau Bartelt ist das nicht entgangen. 1976 schrieb sie mir, dass nach Aussage des Kirchhofsverwalters Hans Nähring das Erbbegräbnis der Familie Möhring mit seinem künstlerisch wertvollen Denk­mal 1980 durch Auflösung bedroht ist. Das Gitter hat Professor Möhring ebenfalls entworfen, und es wurde ausgeführt von dem alten Marienfelder Schlossermeister Dörre. 

3. Von der Berliner Gewerbeausstellung 1896
nach Berlin-Marienfelde

Das Dorf Marienfelde gehörte bis 1920 zum Kreis Teltow und hatte eine Station an der Berlin-Dresdener Eisenbahn. Alexander Hranitzky, der vom Marienfelder Gutsherrn Adolf Kiepert Land erworben hatte, plante darauf eine "Villenkolonie" zu bauen. Bruno Möhring war einer der Bauherren.

4. Spurensuche in Berlin-Marienfelde

Die Dorfkirche in Marienfelde wurde von mir nach dem Zweiten Weltkrieg so vorgefunden, wie ihre äußere und innere Gestalt seit dem Umbau und der malerischen Ausschmückung 1920/21 unter Möhring sich zeigte. Die neuerliche Renovierung mit sparsamsten Mitteln Anfang der 1950er Jahre stellte die Erhaltung der ohnehin durch Feuchtigkeit und Salpeter­ausblühungen geschädigten künstlerischen Ausmalung in Frage.

5. Biographie, Fachliteratur und Werkverzeichnisse

Aufzeichnungen über Bruno Möhrings Bildungsweg und Werkverzeichnisse sind, soweit bekannt, erschienen in BERLINER ARCHITEKTONISCHE WELT (1902), sowie in DEUTSCHE BILDENDE KÜNSTLER. In Ines Gesine Wagemanns Dissertation DER ARCHITEKT BRUNO MÖHRING 1863-1929 ist nicht nur das umfassendste Werkverzeichnis zu finden, sondern in einem Literaturverzeichnis auch die nachgewiesenen Schriften von Bruno Möhring. 

6. Weltausstellung Paris 1900

Im Inland hatte sich Bruno Möhring mit seinen steinernen Elementen, Pfeilern, Brücken­köpfen, dem stählernen Schmuck der Bonner Rheinbrücke und der Moselbrücke in Tra­ben-Trarbach bereits berühmt gemacht. Bei der WELTAUSSTELLUNG PARIS 1900 (unter dem Eiffelturm) gelang ihm der internationale Durchbruch. Die größte Aufmerksamkeit fand das Weinrestaurant im Untergeschoss des "Deutschen Hauses" - am Ufer der Seine gelegen - mit Wandelhalle, Speiserestaurant, Fürstenzimmer und Moselstübchen.

7. Traben-Trarbach und Moselwein

Die Brücke, in Bogenkonstruktion ausgeführt, war Möhrings erstes Werk an der Mosel (1898/99), wodurch Traben und Trarbach zusammenwuchsen. Nichts lag den Weinhänd­lern am damals größten Weinhandelsort nach Bordeaux näher, als Möhring mit weiteren Aufträgen zu betrauen. So entstanden Anfang des 20. Jh. in Traben das Hotel "Clauss­-Feist" mit einem Turm, der mit einer Sektflasche Ähnlichkeit hat.

8. Fortschrittlich, selbstbewusst und der Kunst verpflichtet

Nach seinen ersten Erfolgen kämpfte der junge Möhring auch mit Wort und Feder gegen den etablierten Berufsstand und den verbeamteten Staat. Es kam zu Gegensätzen zwi­schen den Generationen und Auseinandersetzungen zwischen den Kritikern und den Ver­fechtern des "Modernen Stils", deren Wortführer in der VEREINIGUNG BERLINER ARCHITEKTEN er war. Hier griff der renommierte Prof. Otzen ihn und die Gesamtheit der Neuerer an. Gleichwohl äußerte sich Möhring später über seinen Gegner versöhnlich.

9. Stein und Eisen: Künstlerische Brücken-, Bahnhofs- und Industriebauten

"Stein und Eisen" war Möhrings Motto, denn in der Verbindung beider Werkstoffe sah er eine große Chance. Die erste Eisenbrücke entstand 1896 über den Rhein von Bonn nach Beuel mit 187,2 Metern Spannweite durch die Gutehoffnungshütte unter Mitwir­kung der Berliner Baufirma R. Schneider. Es waren die vielgestaltigen Schmuckelemente nach Möhrings Entwürfen, die den Reiz gaben. Bei den Zollhäuschen auf beiden Seiten hielt Möhring sich an die Bautradition mit einem guten Schuss Rheinromantik, wie er dies bald darauf entsprechend für den Brückenbau von Traben­-Trarbach vorsah. 

10. Fachschriftsteller, Herausgeber und Professor

Bruno Möhring war Mitglied im DEUTSCHEN WERKBUND, in der VEREINIGUNG BERLINER ARCHITEKTEN (V.B.A.), in der er immer wieder verschiedene Ãmter versah, oft Vorträge hielt und sich um die jungen Kollegen sorgte, im BUND DEUTSCHER ARCHITEKTEN (B.D.A.), und in der VEREINIGUNG DEUTSCHER ARCHITEKTEN UND INGENIEURE (V.D.A.I.). Schließlich gehörte er dem WERKRING an, einer Künstlergruppe für moderne Haus- und Wohnungs­kunst und war Vorsitzender der märkischen Arbeitsgemeinschaft der FREIEN DEUTSCHEN AKADEMIE DES STÃDTEBAUS.

11. Neuzeitliche Wohnhäuser und Sozialeinrichtungen

Bei einer Versammlung der VEREINIGUNG BERLINER ARCHITEKTEN Ende 1896 wurden Entwürfe zu Einfamilienhäusern besprochen. Es wird berichtet: Hr. Möhring wies auf die Würdigung der sozialen Bedeutung, welche der auch in Deutschland wiederum mehr und mehr in Aufnahme kommenden Sitte des Wohnens im eigenen Hause zukommt, insbesondere auf die Wichtigkeit hin, welche die gesteigerte Errichtung derartiger Häuser für die künstleri­sche Thätigkeit und für den lohnenden Erwerb der deutschen Architekten gewinnen könnte, wenn es gelänge, die betreffenden Bauherren daran zu gewöhnen, auch die kleineren und bescheideneren Aufgaben dieser Art einem Baukünstler anzuvertrauen ..., statt sich mit minderwerthiger Dutzendware zu begnügen.«

12. Stadtplaner für Groß-Berlin

Auch die Landgemeinde Marienfelde strebte um 1900 nach Höherem. Bauland und eine Bahnstation waren vorhanden. So erklärt sich, dass der ortsansässige Architekt Bruno Möhring bereits 1905 in der Baukommission saß. Als dann 1908 Marienfeldes Beitritt in den Zweckverband GROß-BERLIN erfolgte, war er als "Stadtplaner" gefragt. Bald darauf wendete er sich an den Gemeindevorsteher Fischer: »Bei der Bearbeitung des Wettbe­werbs um einen Bebauungsplan von GROß-BERLIN hat sich die Notwendigkeit herausgestellt, die Wünsche und Pläne der einzelnen Vororte in Bezug auf Ver­kehrs- und städtebauliche Verbesserungen kennen zu lernen.«

13. Möhrings Vorträge über Backsteinkunst

»Das Gefühl für die natürliche Lebendigkeit einer Backsteinmauer ist wieder geweckt worden namentlich durch die verschiedenen und mit Absicht unsortiert verwendeten hartgebrannten Eisenklinker, die technisch vollkommen sind durch ihre Widerstandsfähigkeit gegen chemische Einflüsse. Die Freude am Handwerklichen, an Griffigkeit und Oberflächenreiz des Backsteins schwang dabei mit, und für die nach dem Ersten Weltkrieg, ab 1919 aufbrechende expressionistische Architektur wurde dieser geradezu zum Lieblingsmaterial we­gen seiner Eignung für die oft bizarre Zickzackornamentik und zur Strukturierung von Wandflächen, um mit Licht und Schatten zu spielen.«

14. Spuren, Funde, weiße Flecken in Berlin und Umgebung

Die markanten Eckhäuser der Siedlung NEU-TEMPELHOF waren mir schon lange aufge­fallen. Diese 1912/13 erbauten Geschäfts- und Wohnhäuser haben Bombardements und örtliche Kriegshandlungen glimpflich überstanden bzw. wurden restauriert. In den Straßenumbenennungen schlägt sich aber das Zeitgeschehen nieder. Die Berliner Straße heißt heute Tempelhofer Damm. Der Zollernkorso wurde bereits in der NS-Zeit in Manfred-von-Richthofen-Straße umbenannt, ebenso die Dreibundstraße in Immelmann­straße (heute: Dudenstraße). Nur der Straßenname "Kaiserkorso" ist geblieben. Dort in der Nähe, wo in der Kaiserzeit auf dem Tempelhofer Paradefeld die "Paradepappeln" standen, ist heute der weltbekannte PLATZ DER LUFTBRÜCKE.

15. Möhrings Leiden, sein letztes Werk und sein Tod

Bruno Möhrings Brief vom Dezember 1921 -  diesmal ganz privat aus Marienfelde - an seinen ehemaligen Auftraggeber und nunmehrigen Freund und Weinlieferanten Julius Kayser an der Mosel hat Züge von Niedergeschlagenheit. Da waren einmal die durch den verlorenen Krieg entstandene Situation im Deutschen Reich, zum andern die vergeblichen Planungen für die Reichshauptstadt, der Auftragsmangel, auch seine angegriffene Gesundheit. Trost sucht er "bei einem besseren Gläschen Wein". Er klagt darüber, was ihm zu schaffen macht: "Es ist wahrlich keine Kleinigkeit, in dem jetzt so widerlichen Berlin zu arbeiten und dabei die Laune zu behalten."

16. Architektur, die nicht gebaut wurde

In der Bibliothek der TECHNISCHEN UNIVERSITÃT BERLIN befinden sich auch Druckwerke, die Entwürfe Möhrings vorstellen, die aber nicht ausgeführt wurden. Zunächst sind die von ihm herausgegebenen Kunstblätter STEIN UND EISEN (1903) zu betrach­ten, worin der durch Zusammenarbeit mit der GUTEHOFFNUNGSHÃÜTTE erfolggekrönte Archi­tekt etliche seiner Entwürfe vorstellte, z.B. Brücken, die keineswegs alle zur Ausführung gelangten. Die Entwürfe für den Bebauungsplan von 1910 sind verschiedentlich dokumentiert, wobei es auch um den Durchbruch in den "Ministergärten" des Regierungsvier­tels an der Wilhelmstraße in Form einer Turmhausüberbauung geht.

17. Zufallsfunde in jüngerer Zeit

In den Veröffentlichungen der Medien erscheint der Name "Bruno Möhring" nur dann, wenn eines seiner Werke vorgestellt wird. Es ist nicht viel, was man findet. 1995 entdeckte der Generalanzeiger in der Bonner Ernst-Moritz-Arndt­-Straße 10 einen auffälligen Gartenzaun. Lange hat man darüber gerätselt. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Stück Geländer der am 22. April 1945 durch die Deut­sche Wehrmacht gesprengten Rheinbrücke handelt. Dieser Gegenstand wurde seinerzeit durch junge Ein­wohner heimlich geborgen. Eine Schrifttafel neben dem Geländerteil erinnert an diesen Vorgang.

18. Persönliches aus Möhrings Nachlass

Als Fünfjähriger schrieb Bruno Möhring mühsam mit spitzer Feder in alter Deutscher Schrift auf ein Blatt: »Für meine lieben Eltern zum Weihnachtsfest 1868 von Ihrem Sohne Bruno Möhring.« Es folgen zwei hübsche kindliche Verslein über Weihnachts­freude und Dank an die Eltern. Ob er hier auch der Dichter ist, bleibt dahingestellt. Immerhin handelt es sich um ein Zeugnis früher Begabung. Der reife Möhring hat auch Gedichte aus eigener Feder hinterlassen. Da geht es z.B. um den "Glomssack zu Me­mel", eine humoristische Sage aus Anlass der vor Zeiten vergeblichen Belagerung der Festungsstadt Memel durch König Erich von Schweden. Der geborene Ostpreuße stellt einen Bezug zum Heute her. Es handelt sich um die 1923 völkerrechtswidrige Besetzung des zu seiner ostpreußischen Heimat gehörenden Memellandes durch den eben erst neu ­gegründeten Staat Litauen.

Seit Februar 2019 gibt es die zweite stark erweiterte Auflage des Buches von Hans-Werner Fabarius über den Architekten Prof. Bruno Möhring, der
25 Jahre in Berlin-Marienfelde lebte. Das Buch im Format DIN A4 hat 184 teils farbig gedruckte Innenseiten. Herausgeber der zweiten Auflage ist der "Arbeitskreis Historisches Marienfelde".
ISBN 978-3-9820690-0-5


Bezugsquellen bitte anfragen bei: bm@gtp.de

Bruno Möhring
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Godwin T. Petermann
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